Anlässlich des Weltfrauentages wollen wir Frauen in Führungspositionen in den Fokus rücken und möchten ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolge sichtbar machen. In unserem Unternehmen ist Narges Hekmat, COO, eine inspirierende Persönlichkeit. Als einzige Frau in der Geschäftsleitung setzt sie sich nicht nur für strategisches Wachstum ein, sondern auch für eine Kultur der Chancengleichheit und Weiterentwicklung.
Der Weltfrauentag steht für Gleichberechtigung und die Sichtbarkeit von Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft. Welche Bedeutung hat dieser Tag für dich persönlich?
Für mich als COO in der Callcenter-Branche ist der Weltfrauentag von großer Bedeutung. Er ist ein Symbol für die Wichtigkeit von Chancengleichheit, Sichtbarkeit und Empowerment für Frauen in Führungspositionen.
Auf meinem Karriereweg habe ich zahlreiche Herausforderungen gemeistert, die sich aus gesellschaftlichen Erwartungen oder der Notwendigkeit ergeben haben, mich in einer von Männern dominierten Führungsriege zu behaupten. Diese Erfahrungen haben mich zu der Frau und Führungskraft gemacht, die ich heute bin.
Dieser Tag erinnert mich daran, wie weit ich gekommen bin – aber auch daran, dass es noch viel zu tun gibt, um anderen Frauen den Weg zu ebnen.
Als Führungskraft ist es mir besonders wichtig, ein Vorbild zu sein und andere Frauen zu ermutigen, ihre Karriereziele selbstbewusst zu verfolgen. Ich setze mich aktiv für faire Arbeitsbedingungen, Diversität und eine Unternehmenskultur ein, die Frauen in Führungsverantwortung stärkt. Der Weltfrauentag motiviert mich jedes Jahr aufs Neue, nicht nur meinen eigenen Weg zu reflektieren, sondern auch gezielt daran zu arbeiten, die Branche nachhaltiger und diverser zu gestalten.
Für mich ist dieser Tag kein einmaliges Ereignis, sondern ein Anstoß, jeden Tag für mehr Gleichberechtigung und bessere Karrierechancen für Frauen einzutreten – besonders in einer so dynamischen und herausfordernden Branche wie der meinen.
Die meisten von euch wissen, dass ich in diesem Bereich promoviere – das Thema liegt mir sehr am Herzen und wir alle müssen täglich daran arbeiten, damit die Welt gerechter wird!
Warum ist es aus deiner Sicht gerade in der Geschäftswelt wichtig, Frauen in Führungspositionen stärker sichtbar zu machen?
Aus meiner Perspektive ist es von entscheidender Bedeutung, Frauen in Führungspositionen sichtbarer zu machen. Das ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch des geschäftlichen Erfolgs. Aus unternehmerischer Sicht bieten sich uns als Ströer X und Avedo vielfältige Vorteile:
- Diversität steigert die Performance
Diverse Führungsteams sind laut Studien innovativer und erfolgreicher. Frauen bringen oft eine andere Perspektive in Entscheidungsprozesse ein, was in einer dynamischen Branche wie der unseren zu besseren Lösungen für Kunden und Mitarbeiter:innen führt.
Bessere Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit
Callcenter haben oft eine hohe Fluktuation. Frauen in Führungspositionen können eine integrative Unternehmenskultur fördern, die sich positiv auf die Zufriedenheit und Loyalität der Mitarbeitenden auswirkt. Dies ist ein entscheidender Vorteil in einer Branche, in der der "Human Factor" zählt.
Kundennähe und Empathie
Frauen bringen häufig eine ausgeprägte Kommunikationsstärke und Empathie mit – beides essenzielle Eigenschaften für den Erfolg im Callcenter-Business. Wenn diese Kompetenzen auf Führungsebene vertreten sind, verbessert sich nicht nur die interne Unternehmenskultur, sondern auch die Kundenzufriedenheit.
Vorbildfunktion und Talentförderung
Frauen in Führungspositionen dienen als Vorbilder und fördern die Weiterentwicklung talentierter Mitarbeiter:innen. Gerade in einem Umfeld, in dem viele Frauen in operativen Rollen starten, brauchen wir mehr weibliche Vorbilder, die zeigen: "Führung ist auch für dich möglich!"
Ein weiterer Vorteil von mehr weiblichen Führungskräften ist der Wettbewerbsvorteil im Employer Branding.
Unternehmen, die Diversität aktiv fördern, sind für Top-Talente attraktiver – und das nicht nur für Frauen. Eine moderne, gleichberechtigte Führungskultur sendet ein starkes Signal an den Arbeitsmarkt und hilft uns, die besten Köpfe für unser Unternehmen zu gewinnen.
Viele Frauen zögern, Führungsverantwortung zu übernehmen. Welche Tipps hast du für alle, die sich mehr zutrauen möchten?
Wenn ich durch unsere Callcenter laufe, sehe ich oft, dass viele Frauen sehr gut für Führungsaufgaben geeignet wären. Aber sie trauen sich nicht, den nächsten Schritt zu machen. Deshalb mein Appell an alle Frauen, egal welchen Alters: Traut euch!
Ich möchte die Gelegenheit nutzen und ein paar Tipps geben:
Erkenne deinen Wert – du hast das Zeug dazu! Frauen neigen oft dazu, ihre eigenen Erfolge kleinzureden oder das Gefühl zu haben, nicht "gut genug" für eine Führungsrolle zu sein. Mein Rat: Mach dir bewusst, welche Stärken und Erfolge du bereits hast. Du hast wahrscheinlich schon viele Situationen gemeistert, die Führungsqualitäten erfordert haben.
Du musst nicht als Führungskraft geboren sein. Sprich mit Frauen und Männern in Führungspositionen, die du bewunderst. Mentoren können dir helfen, Herausforderungen zu meistern, blinde Flecken zu erkennen und dein Selbstvertrauen zu stärken. Meine Mentoren waren oftmals Männer, die mich gefordert und gefördert haben.
Hör auf, alles perfekt machen zu wollen. Warte nicht, bis du "100 % bereit" bist, sondern bewirb dich jetzt für Führungspositionen. Niemand ist perfekt. Männer bewerben sich oft schon, wenn sie 60 % der Anforderungen erfüllen. Führung ist ein Lernprozess.
Wenn du unsicher bist, besuch Weiterbildungen, z.B. für strategisches Denken oder Durchsetzungsvermögen. Es gibt tolle Programme speziell für Frauen in Führung.
Netzwerken ist kein Luxus, sondern ein Erfolgsfaktor. Mache mit in Netzwerken, besuche Events oder Gruppen auf LinkedIn. Ein gutes Netzwerk kann dir helfen.
Kommuniziere selbstbewusst - Viele Frauen sind zu bescheiden. Sag nicht: "Ich versuche, das Team zu unterstützen", sondern: "Ich leite das Team erfolgreich und habe die Prozesse optimiert". Sprache beeinflusst dein Auftreten. Sprich selbstbewusst über deine Leistung.
Fordere Chancen aktiv ein. Warte nicht darauf, dass dir eine Führungsrolle angeboten wird. Zeige Interesse und sprich mit deinen Vorgesetzten über deine Karriereziele.
Signalisiere klar, dass du bereit bist, Verantwortung zu übernehmen.
Welche besonderen Herausforderungen siehst du für Frauen auf dem Weg in eine Führungsposition, und welche Strategien haben dir geholfen, diese zu meistern?
In meiner Rolle in der Geschäftsleitung aber auch als Mutter sehe ich regelmäßig Frauen mit Führungsqualitäten, die auf dem Weg nach oben mit besonderen Herausforderungen konfrontiert sind. Einige dieser Herausforderungen habe ich selbst erlebt und strategische Lösungen dafür entwickelt.
Die Herausforderungen, aber auch Chancen, sind aus meiner Perspektive wie folgt zusammen zu fassen:
Die Vereinbarkeit von Familie und Karriere ist ein wichtiger Aspekt der Work-Life-Balance. Frauen tragen oft einen großen Teil der Care-Arbeit, was die Karriere beeinträchtigen kann, wenn die Verfügbarkeit rund um die Uhr erwartet wird.
Meine Strategie ist es, klare Grenzen zu setzen und Aufgaben zu delegieren – sowohl beruflich als auch privat. Dies ermöglicht es mir, mich auf meine Führungsrolle zu fokussieren und gleichzeitig eine ausgewogene Work-Life-Balance zu wahren. Ich habe mich für flexible Arbeitsmodelle eingesetzt, die die Bedürfnisse des gesamten Unternehmens abdecken.
Einige Frauen in Führungspositionen arbeiten in geteilten Diensten: Vormittags wird die Arbeitszeit an die Betreuungszeiten der Kinder in der Kita angepasst, mittags wird eine längere Pause gemacht und abends ab 18 Uhr, wenn die Kinder im Bett sind oder der Partner die Betreuung übernehmen kann, wird weitergearbeitet. Solche Modelle bieten wir selbstverständlich auch für unsere Kundenbetreuer:innen an.
Moderne Führung kann auch hybride Arbeitsmodelle umfassen, wobei die aktive Einbindung des Umfelds von entscheidender Bedeutung ist. Um meinen Karriereweg erfolgreich zu gestalten, habe ich frühzeitig Partner, Familie und Kolleg:innen einbezogen. Es ist hilfreich, aktiv nachzufragen, da sich in meinem Umfeld viele hilfsbereite Personen befinden. Ein Beispiel ist die Teilnahme an den Fußballspielen meines Sohnes, die von mir regelmäßig besucht werden. Diese Information wird von meinen Kolleginnen und Kollegen bei der Terminplanung berücksichtigt.
Perfektionismus und Selbstzweifel sind meiner Meinung nach große Herausforderungen, die Frauen hindern, eine Führungsrolle annehmen zu wollen. Frauen möchten immer noch eine „Schleife“ um das Geschenk packen, dies gelingt nicht. „Mut zur Lücke Mädels“, ihr müsst nicht auf 100% warten!
Die sogenannte „Gläserne Decke“, die Strukturen und unbewusste Vorurteile in der Gesellschaft und in den Unternehmen aufzeigt. Jede Frau erinnert sich an folgende Sätze: „Du bist unterwegs, wer passt auf das Kind auf?“ oder „Sei ehrlich, du machst Karriere, aber wer kümmert sich um das Kind? Wer macht den Haushalt bei euch?“ und ähnliche Sätze – diese sind in der Gesellschaft und in den Unternehmenskulturen fest verankert und beeinflussen die Karrierewege der Frauen. Wichtig ist: die Themen und wahrgenommene Situationen und Barrieren aktiv und gezielt anzusprechen und daran mitzuwirken, diese zu reduzieren. Meine Antwort auf die erste Frage ist: Mein Sohn passt auf seinen Vater auf 😉.
Fehlende weibliche Vorbilder erschweren es Frauen, sich selbst in solchen Positionen zu sehen. Ich versuche immer als Vorbild zu agieren und biete aktiv Mentoring für Frauen und Männer an, da ich der Meinung bin, dass eine gesunde und positive Selbstwahrnehmung die Basis für die Entwicklung einer Führungskompetenz ist.
Welche zentrale Botschaft möchtest du anlässlich des Weltfrauentags mit auf den Weg geben?
Der Weltfrauentag ist mehr als ein Datum, er ist eine Erinnerung daran, dass wir alle das Recht haben, unsere Stimme zu erheben, Chancen zu nutzen und mutig unseren eigenen Weg zu gehen. Jede Kollegin von uns trägt auf ihre Weise dazu bei, unser Unternehmen voranzubringen, mit Expertise, Leidenschaft und Engagement. Deshalb möchte ich alle Frauen heute besonders ermutigen:
- Traut euch, Verantwortung zu übernehmen!
- Sprecht über eure Erfolge und macht euch sichtbar!
- Unterstützt euch gegenseitig!
Am Ende möchte ich auch die Möglichkeit nutzen auch den Männern ein paar Sätze mitzugeben: eine Gleichberichtigung gelingt uns nur gemeinsam – wir brauchen euch hierzu. Konkret könnt ihr Folgendes tun:
- Hört hin und unterstützt eure Kolleginnen.
- Hinterfragt unbewusste Denkmuster und seid offen für neue Perspektiven.
- Setzt euch für ein Umfeld ein, wo Leistung zählt und nicht das Geschlecht!
Mein abschließender Appell:
Lasst uns heute und jeden Tag daran arbeiten, dass Gleichberechtigung nicht nur ein Ziel, sondern gelebte Realität wird. Ihr seid die Veränderung – macht den Unterschied!
Happy International Women’s Day!
Eure Narges
